Akzeptanz – Informelle Achtsamkeit – Selbst als Prozess und Kontext

Wenn Sie in Ihrem Alltag gewohnte, seit Jahren immer gleiche Handlungen hin und wieder mit größtmöglicher Bewusstheit durchführen, dann üben Sie informelle Achtsamkeit. Sie könnten achtsam einen Löffel aus der Besteckschublade nehmen oder ein Glas aus der Spülmaschine. Es gibt vermutlich unendlich viele Momente, die Sie anders erleben könnten, wenn Sie genau hinspüren, hinsehen, hinriechen, hinhören oder hinschmecken würden: Sich achtsam in ein Auto oder auf ein Fahrrad setzen, die Vorhänge oder Rollos aufziehen…

Und während wir bemerken, wie deutlich und genau Bewegungen, Gerüche oder Farben in unserer Wahrnehmung auftauchen, stellen wir fest, dass diese Sinneseindrücke und unser Körper mit seinen Empfindungen nie genau gleich sind, dass es aber etwas gibt, was stabil bleibt: Das Wahrnehmen und Beobachten selbst.

Diese Form des Selbsterlebens in der Tätigkeit des Beobachtens, Wahrnehmens erschafft ein eigentliches Selbstbewusstsein, das über alle Zuschreibungen von Stärken, Fähigkeiten und Fertigkeiten hinausgeht, weil Sie es sich niemals bestätigen lassen müssen. Es ist zuverlässig zu jedem Zeitpunkt und an jedem Ort erlebbar.

Gerade in der Psychotherapie geht es nur um das, was in Ihrer Wahrnehmung, in Ihrer „Wahrnehmungsarena“ auftaucht. Hier werden Begriffe wie wahr und falsch vollkommen unwichtig. Ihr Erleben ist nicht als solches hinterfragbar, es ist einfach vorhanden.

Die Frage an dieser Stelle lautet eher: Ist dieser Gedanke hilfreich? Ist es sinnvoll, sich damit weiter zu beschäftigen. Wie genau fühlt sich der Ärger, der Schmerz, die Unruhe jetzt an? Es geht auch nicht darum, ob gefühlsmäßige Reaktionen angemessen sind. Sie sind da, können zur Kenntnis genommen werden, gewürdigt werden, und sie müssen keine Handlungen veranlassen.

Niemand muss tun, was die akzeptierten Emotionen ihm nahelegen. Jede Person kann ihr Gefühl würdigen und dennoch völlig entgegengesetzt handeln. Zum Beispiel: Wenn da eine starke Angstreaktion ist (Schwitzen, Schwindel, Herzklopfen…), weil Sie die Zahnärztin anrufen möchten, können Sie in aller Ruhe das aktuelle Schwindelphänomen, die gerade auf interessante Weise schwitzende Haut an den Händen, das genau jetzt auf besondere Weise klopfende Herz wahrnehmen und dennoch die Nummer wählen, Ihren Namen sagen und um einen Termin bitten.

Die Lebensqualität erhöht sich deutlich, wenn es möglich ist, Emotionen, Gefühle und Körperempfindungen anzunehmen und nichts mehr dafür zu tun, dass sie verschwinden.