Was in Ihren Gedanken auftauchen könnte:
Vielleicht machen Sie sich viele Sorgen. Sie befürchten, dass Ihren Angehörigen oder Ihnen selbst etwas zustoßen kann, dass Sie krank werden, dass Sie Ihren Beruf verlieren, dass Sie sich blamieren, unverzeihliche Fehler machen werden… Und Sie kommen aus diesen Gedanken nicht mehr heraus. Die Sorgen können sich auf jeden Lebensbereich erstrecken und können wie Perlen auf einer Kette immer weiter aneinandergereiht werden. Oder Sie bemerken Angstgedanken, Sie könnten verrückt werden, Sie könnten auf der Stelle sterben.
Wie Sie Ihre Gefühle beschreiben würden:
Sie nennen das Gefühl vielleicht direkt Angst oder Panik. Wenn Sie es als nicht so stark erleben, bezeichnen Sie es möglicherweise als mulmiges Gefühl, Sorge, Befürchtung oder auch Druck. Sie empfinden diese Emotion vermutlich als unangenehm, sie geht über eine leichte Aufregung hinaus.
Wie Ihr Körper wahrscheinlich reagiert:
Gerade bei Angst erleben viele Menschen sehr viel in ihrem Körper. Manche Menschen bemerken ausschließlich veränderte Körperempfindungen, wie Schwindel, Übelkeit, Schweißausbrüche. Sie würden gar nicht sagen “ich habe Angst“. Herzklopfen oder Herzrasen ist häufig bei Angst zu spüren, eine Beklommenheit und Enge im Brustraum, oder Druck auf der Brust und Atemnot.
Und was würden Sie am liebsten tun?
Nichts? Zu Hause bleiben? Manche Menschen suchen aktiv nach Hilfe. Sie suchen beispielsweise viele Ärzte auf, weil sie befürchten, dass die körperliche Symptomatik auf eine schwere Erkrankung hinweist. Wenn Menschen ihre Angst schon etwas länger kennen und zu fürchten gelernt haben, die berüchtigte Angst vor der Angst entwickelt haben, sorgen sie dafür, dass die Angst möglichst selten Gelegenheit erhält, aufzutreten. Sie vermeiden z.B. Fahrten mit dem Auto, weite Reisen, Partys, einfach alles, wo sie mit Angst rechnen.
Wozu ist Angst gut?
Falls Sie unter zu viel Angst leiden, ist es für Sie vermutlich immer wieder gut, wenn Sie sich sagen, dass Angst ein nützliches normales Gefühl ist, dass Sie und andere schon vor vielen gefährlichen Momenten und Handlungen bewahrt hat. Vielleicht ist Ihnen auch bewusst, dass Sie in vielen Lebensbereichen erst gelernt haben, Angst zu haben. Dass Ihre Eltern Ihnen z.B. mühsam beibringen mussten, Angst oder zumindest Respekt vor Autos zu haben.
Und wir stammen alle von Menschen ab, die eine Zeit lang überlebt hatten, die also in einer feindlichen Umwelt gut mit Angst ausgestattet waren.
Welche Gesichter hat die Angst?
Vielleicht haben Sie bei sich oder anderen Menschen schon festgestellt: es gibt sehr viele verschiedene Formen von Angst. Die Angst hat viele Gesichter.
Manche Menschen leiden unter Panikattacken. Es sind vielleicht eigentlich mutige Menschen, die schon viel erreicht haben, aber dennoch werden sie immer mal wieder von beinahe unerträglichen Angstgefühlen heimgesucht. Diese Panikanfälle sind nicht vorauszusehen. Sie entstehen aus heiterem Himmel.
Manche Menschen haben Angst vor größeren Menschenansammlungen oder vor Orten, die wenig Fluchtmöglichkeiten zulassen.
Manche fürchten, dass sie eine tödliche, bisher unentdeckte Erkrankung haben. Andere fürchten sich vor jedem zwischenmenschlichen Kontakt. Und wieder andere fürchten sich vor Spinnen, Schlangen oder großen Hunden. Angstauslösende Situationen können erlernt sein, wie die Angst vor Hunden oder angeboren, wie die Angst vor großen Höhen.
Wieder andere Menschen sprechen nie von Ängsten, sie tun nur einfach kaum etwas. Sie unternehmen nichts, fahren nirgendwohin, treffen sich mit niemandem, lernen nichts neues. Wenn man sie fragt, sagen sie, das sei nichts für sie, das würde sie nicht interessieren. Es ist möglich, jegliche Situation, die Ängste auslösen könnte, so gut zu vermeiden, auch gedanklich zu umgehen, dass das eigentliche Gefühl von Angst überhaupt nicht mehr auftaucht.
Die Angst kann sich auch im Gewand der nicht enden wollenden Sorgen zeigen. Vielleicht äußern sich die Sorgen in Gedankenketten. Was passiert, wenn…? Oder in bildlich vorgestellten Befürchtungsszenarien.
Welche Art der Angst ist uns angeboren?
Bisher bekannt sind die angeborenen Ängste vor Höhe und Enge, vor menschlichen Blicken, vor Schlangen, vor schnellen Flatterbewegungen und vor etwas völlig Unbekanntem. Aber auch hier haben wir die Möglichkeit, individuell zu reagieren. Wir können lernen, angstfrei auf Dächern herumzuturnen, und wir können lernen, mit Panikgefühlen eine Treppe hinunterzugehen.
Unsere biologischen, angeborenen Angstreaktionen beziehen sich auf konkrete Momente, in denen wir mit Schreck reagieren und dann etwas Sinnvolles tun und gleichzeitig etwas Sinnvolles lernen. Wir sehen, dass ein Auto auf uns zufährt, wir springen vom Straßenrand zurück auf den Bürgersteig und lernen, dass wir etwas länger hinsehen müssen, um Geschwindigkeiten besser einzuschätzen oder silbergraue Autos zu erkennen. Wir lernen auch sehr früh, dass wir vorsichtig sein müssen, wenn wir uns auf eine Straße begeben.