Psychotherapie, Einzeltherapie, Gruppentherapie

Es wäre herrlich, die Ängste und die Sorgen, den Schmerz und die Trauer, die Wut und die Hilflosigkeit einfach zum Sperrmüll zu stellen. Am frühen Morgen würden dann die verschrammte Angst-Kommode mit den vielen Sorgenschubladen und die Trauertruhe auf den LKW der Müllabfuhr geladen und nie mehr wiedergesehen. Wenn das möglich wäre, hätten Sie es mit Sicherheit schon getan.

Wie könnten denn Zufriedenheit und Gelassenheit mehr werden, obwohl die unangenehmen, sogar quälenden inneren Erlebnisse sich nicht entsorgen lassen? Wie nimmt man sich denn an, mit all dem inneren Sperrmüll? Wie können Sie lernen, alle Spielarten Ihrer Gefühle und Gedanken zu ertragen und auf die Dauer sogar zu mögen? Die Angst vor der Angst kann jedes Tun vereiteln. Was können Sie auf sich nehmen, um im Angesicht der Angst handlungsfähig zu bleiben oder wieder zu werden? Auf welche Weise wäre es möglich, Ihrer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft einen Sinn zu geben? Wie können Sie sich Wahlfreiheit wieder erobern, obwohl Sie möglicherweise in irgendeiner Hinsicht süchtig sind? Welche Methode ist anwendbar, um Ihr Leben als lebenswert zu erleben, obwohl Ihr Verstand vielleicht alles in grauen, dunklen Begriffen benennt?

Diese Fragen beantwortet die Psychotherapie.

Wie können Sie sich den psychotherapeutischen Weg vorstellen?

Einzeltherapie

Das häufigste Setting ist immer noch die Einzeltherapie, obwohl Gruppentherapie ähnliche Lerneffekte hat und genauso zur Reduzierung der Symptomatik beiträgt.

Einzeltherapie bedeutet in der Verhaltenstherapie beispielsweise, dass die Patientin/der Patient einmal wöchentlich (oder 14tägig) 50 Minuten lang die aktuelle Erscheinungsform der Symptomatik und der Zielvorstellungen mit der Therapeutin bespricht und bearbeitet.

Die Wirkungsweise der Psychotherapie besteht darin, dass Sie beginnen, Ihre Aufmerksamkeit bewusst zu lenken. Sie bemerken dadurch genauer, was Sie tun, was Sie denken, was Sie fühlen. Sie stellen mit großer Wahrscheinlichkeit fest, dass bestimmte Gedanken häufig und automatisch wiederkehren. Ihnen fällt auf, dass Sie sich bestimmte Handlungen angewöhnt haben. Vielleicht bemerken Sie die Überzeugung, dass Sie Ihre Handlungen nicht kontrollieren können. Sie beobachten Gefühle, die Ihnen bisher nicht bewusst geworden waren. Nebelhafte Ansichten, nach denen Sie automatisch leben, lassen sich deutlicher erkennen. Ihre Bewusstheit wächst. Sie hören und schauen eher hin. Sie sehen in den Reaktionen der anderen Menschen, was Sie selbst bewegt. Ihre Schwächen und Stärken werden Ihnen vertrauter.

Mit diesem neuen Wissen über Ihr inneres Erleben können Sie nun therapeutische Techniken anwenden, die Ihnen helfen, ein erfüllteres Leben zu führen. Sie erlernen Techniken, um sich von ungünstigen Überzeugungen zu distanzieren. Sie üben, Ihre Emotionen und Körperempfindungen zu akzeptieren. Ihre Zuwendung gilt jetzt auch Ihnen selbst, Ihrem inneren Erleben. Sie hören auf, vor sich selbst zu fliehen. Sie lernen, für sich selbst da zu sein. Und Sie geben immer häufiger den alten Kampf gegen Ihr inneres Erleben auf.

Gruppentherapie

Gruppensituationen kennen Sie gut. Vermutlich sind Sie in eine Gruppe von Menschen hineingeboren, Sie waren in einer Kita, einer Schule, arbeiten in einem Team. Eigentlich sind Menschengruppen das Wasser, in dem wir schwimmen, unsere artgerechte Umgebung.

Gerade diese Selbstverständlichkeit führt zu Automatismen, Verhaltensmustern, unbewusst gesteuerten Reaktionen und Prozessen. Manche Menschen lernen, dass es besser ist, sich zurückzuziehen, in der Gruppe still zu sein. Andere lernen, dass es sinnvoll zu sein scheint, laut zu sein und die Führungsrolle zu übernehmen. Wenn diese und viele andere erlernten Verhaltensmuster automatisiert ablaufen, verlieren wir unsere Flexibilität und können auf neue Situationen nicht neu reagieren.

In einer therapeutischen Gruppe haben Sie die Möglichkeit, Ihre eigenen automatisch ablaufenden Verhaltensweisen bewusster zu bemerken und sogar zu verändern.

In der Gruppe profitieren Sie von den Erfahrungen der anderen Gruppenteilnehmerinnen und Teilnehmer. Und die anderen profitieren wiederum von Ihren kommunikativen, emotionalen und fachlichen Kompetenzen.

Die Verhaltenstherapie möchte Methoden vermitteln, Methoden lehren, mittels derer Sie besser mit sich selbst zurechtkommen. Im Gruppenkontext kann es leichter fallen, gemeinsam Methoden zu erlernen. In der Gruppe können Sie Fragen stellen, beobachten, wie andere Teilnehmer mit den Methoden umgehen, eigene Fortschritte mitteilen, von den Fortschritten anderer lernen.

Ein weiteres Element ist die Selbstoffenbarung in der Gruppe. Gerade davor fürchten sich viele Teilnehmer und Teilnehmerinnen besonders zu Beginn, aber je nach Thema auch immer wieder im Verlauf der Gruppentherapie. Die besondere Gruppensituation, die nicht alltäglich ist und in der klare Regeln gelten, bildet einen Schutzraum, in dem immer mehr Vertrauen entsteht und der ermöglicht, immer offener und authentischer zu sein. Sie bekommen bei jedem Treffen Gelegenheiten, zu üben, sich vor anderen Menschen mit Ihren Schwierigkeiten, mit Ihren Stärken, mit Ihren Wünschen, mit Ihrem vielfältigen inneren Erleben zu zeigen. Außerdem beginnen Sie, in der Gruppe zu lernen, wie man schwierige Inhalte, schwierige Dinge kommunizieren und selbst annehmen kann. Wertschätzende oder kritisierende Inhalte auszusprechen, kann beispielsweise als schwierig erlebt werden. Selbst kritisiert oder wertgeschätzt zu werden, kann ebenfalls Angst auslösen.

Genauso, wie in jeder anderen Therapiesituation geht es auch in der Gruppe darum, einen neuen Umgang mit alten, nicht hilfreichen Gedanken und mit Emotionen aller Art zu finden.