Emotionen oder Gefühle

Welche Emotionen kennen Sie? Vermutlich würden Sie Freude und Angst benennen und auch Traurigkeit und Ärger. Damit hätten Sie schon vier der sechs oder sieben Grundgefühle herausgefunden, die wir Menschen global erkennen. Die drei anderen sind die Überraschung (positiv oder negativ), der Ekel (eindeutig negativ) und vermutlich auch die Verachtung. Was aber ist mit Eifersucht? Viele Menschen sprechen von Schuldgefühlen. Ist Schuld eher ein Gefühl oder ein Gedankenkonstrukt? Und wo ließe sich „Fremdschämen“ in den Grundgefühlen einordnen? Um sich selbst und die eigenen Reaktionen auf Umstände und Gedanken zu erforschen, ist es hilfreich, sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen.
Die Verhaltenstherapie ermöglicht ein genaues Beobachten der Auslöser von Emotionen und des Verlaufs einer Emotion. Auslöser können Orte, Gespräche, Ereignisse, Gedanken, Körperempfindungen und vieles andere sein. Um besser mit unangenehmen Emotionen zurecht zu kommen, kann es hilfreich sein, die Auslöser zu kennen. Auch die Kenntnis des Verlaufs minimiert die spontane Abwehr. Wenn Sie wissen, wie genau sich beispielsweise Traurigkeit anfühlt und wie lange der intensivste Anteil des Gefühls ungefähr dauert, können Sie diese sehr heilsame Emotion vermutlich besser akzeptieren.
Besonderes Augenmerk gilt auch dem, was Emotionen selbst wiederum auslösen. Biologisch-evolutionär liegt die Aufgabe von Emotionen darin, dem Überleben dienliche Handlungen auszulösen. Etwas Größeres greift mich an, ich fühle Angst und flüchte. Etwas Kleineres greift mich an, ich fühle Wut und wehre mich. In unserer Welt reagieren wir jedoch sehr viel häufiger auf unsere Gedanken oder gedanklichen Bewertungen mit den ererbten, evolutionär angelegten emotionalen Programmen, als auf unmittelbare Situationen der Außenwelt. Die erforderlichen Handlungen bestehen dann seltener in Verteidigung oder Flucht, sondern in Atemberuhigung und Teetrinken.
Durch Beobachtung der Emotionen und ihrer oftmals gedanklichen Auslöser erkennen wir unsere Automatismen. Wir können lernen, unsere ererbten, evolutionär angelegten emotionalen Programme zu akzeptieren und dennoch frei, selbstbestimmt, nach dem, was uns wichtig ist, zu handeln.